Kudoke in Hollywood

Zum Beispiel, wenn eine Uhr einer meist nur unter Kennern und eingefleischten Uhrensammlern bekannten unabhängigen Uhrmachermarke eine wichtige „Rolle“ in einem Hollywood-Film mit Star-Besetzung spielen darf. 

Spulen wir an den Anfang zurück:

Im Frühsommer 2019 erhielten wir eine E-Mail mit der Anfrage, ob wir eine Uhr für einen Film zur Verfügung stellen könnten. Was antwortet man auf eine solche Anfrage? Nichts. In der Annahme, dass es sich um eine dieser lästigen SPAM-Mails handelt wurde sie geflissentlich ignoriert. Doch dann erhielten wir eine erneute Anfrage mit ähnlichem Inhalt von einem anderen Absender und wurden hellhörig. Sollte da wirklich etwas dran sein und wenn ja, warum eine unserer Uhren?! Schließlich steht auf unserem Klingelschild nicht der Name einer der großen Marken, deren Uhren man regelmäßig in Filmen als product placement sieht, mit den entsprechend hohen Werbebudgets.

Unser Interesse war geweckt und so wollten wir mehr wissen. Kurz darauf erhielten wir Ausschnitte des Drehbuchs, in denen die Uhr vorkommen sollte … und sind dabei fast vom Stuhl gefallen, da es sich nicht nur um ein nettes Accessoire handeln sollte, welches das Handgelenk eines der Schauspieler schmückt. Nein, die Uhr ist Teil der Handlung des Mystery-Thrillers und ein wichtiger Hinweis, um den Mörder zu überführen. 

Aber warum KUDOKE? 

Auf Nachfrage wurde uns gesagt, dass schon in dem Buch, auf dem der Film basiert, KUDOKE explizit genannt wurde. Die Handlung verdichtete sich, wie man sagt. Wir wussten bis dato von keinem Buch, in dem eine unserer Uhren vorkam. Kurzerhand bestellten wir das Buch „LAST LOOKS“ von Howard Michael Gould, das 2018 veröffentlicht wurde. Und tatsächlich, auf Seite 50 steht: „ …his steampunkish Kudoke Skeleton….“. Wir waren sprachlos und schrieben direkt an den Autor, wie er ausgerechnet auf uns gekommen ist. 

Seine Antwort war einfach und schmeichelhaft zugleich: „When I was researching the story, I knew that I wanted a unique and specific watch, to use as an important clue.  I searched on the internet, and was struck by the incredible beauty of your watches. “ Es musste also eine Uhr sein, die außergewöhnlich und selten genug war, um als entscheidender Hinweis zu dienen. 

So kam es also, dass unsere „Real Skeleton“ sich im Sommer 2019 auf den Weg nach Atlanta USA machte, wo der Film vor Hollywood-Kulisse gedreht wurde. Natürlich mussten wir im Vorfeld Dokumente unterzeichnen, die strikte Geheimhaltung des Projektes vereinbarten. Wir hatten also eine Uhr in einem Film und durften nicht darüber sprechen. Das war hart. 

Dann gab es eine Wendung in unserer Geschichte: Anfang 2020 sollte der Film veröffentlicht werden, eigentlich im Rahmen eines Filmfestivals. Cannes war im Gespräch, auch Toronto. 

Und dann kam COVID-19….

… und es passierte erst einmal – nichts.

Wie auch bei vielen anderen Filmproduktionen wurde das Veröffentlichungs-datum immer wieder verschoben in der Hoffnung, dass irgendwann wieder Normalität eintritt. Anfang Februar 2022 war es dann soweit und „Last Looks“ wurde offiziell in den USA veröffentlicht. 

Zum Inhalt des Films

In der Krimi-Komödie geht es um einen in Ungnade gefallenen ehemaligen LAPD-Detective Charlie Waldo (Charlie Hunnam), der derzeit das Leben eines Minimalisten in den Wäldern führt. Sein ruhiges Leben wird jäh unterbrochen, als er wieder als Privatdetektiv arbeitet, um den Mord an der Frau eines exzentrischen Fernsehstars Alastair Pinch (Mel Gibson) aufzuklären.

Alastair ist ein ehemaliger Schauspieler der Royal Shakespeare Company, der jetzt als „weiser“ Richter in einer schäbigen Fernsehshow sein Unwesen treibt. Er ist absurd reich, oft streitsüchtig und typischerweise betrunken – eine verhängnisvolle Kombination, als Alastairs Frau tot auf dem Wohnzimmerboden gefunden wird und er sich nicht erinnern kann, was passiert ist.

Als Waldo von Wilson Sikorsky,  dem Präsidenten des Fernsehsenders und seinem Auftraggeber, ebendiesem Schauspieler und unter Mordverdacht stehenden Ehemann vorgestellt wird, fragt dieser ihn: “Have you seen what [watch] this man wears? It costs more than the house I grew up in.” („Haben Sie gesehen, was [für eine Uhr] dieser Mann trägt? Sie kostet mehr als das Haus, in dem ich aufgewachsen bin.“)

Und die Antwort ist: “It’s a Kudoke Skeleton; they only make 35 a year.” („Es ist ein Kudoke Skeleton; sie machen nur 35 pro Jahr.“)

Doch KUDOKE Real Skeleton wird nicht „nur“ einmal im Film gezeigt und explizit erwähnt, sondern ingesamt dreimal!

Epilog

Nachdem die Uhr vom Filmdreh zurückkam, hat sich für uns die Frage gestellt: was tun wir damit? Natürlich könnten wir sie in unsere Musterkollektion legen, wo sie sozusagen als „Museumsstück“ in der Manufaktur verbleibt. Doch wir hatten eine andere Idee:

Wir schrieben wieder an Howard Michael Gould. Die Idee war, die Original-Filmuhr über ein Auktionshaus versteigern zu lassen und den Erlös ganz im Sinne des Filmhelden an Umweltorganisationen zu spenden. In „Waldo“ steckt ja nicht umsonst das Wort „Wald“ – deswegen entschieden wir uns dafür, Wiederaufforstungsprojekte zu unterstützen, nicht zuletzt, weil wir in den letzten Jahren auch in unserer Region viele Waldbestände durch die immer länger anhaltende Trockenheit und damit einhergehenden Schädlingsbefall verloren haben. Somit hat die Uhr einen größeren Nutzen als in unserem „Manufakturmuseum“ zu liegen. Das sahen auch Howard Michael Gould und Charlie Hunnam so und signierten ein Drehbuch sowie die Buchvorlage, welche zusammen mit der Uhr versteigert werden sollen.

Mit dem Auktionshaus Phillips haben wir einen erfahren Partner gefunden, der bereits einige Filmuhren versteigert hat. Der Plan ist, dass am 10. und 11. Dezember in New York das Bundle in die Auktion gehen soll. Die Uhr – Real Skeleton #0216“-befindet sich im Originalzustand, wie wir sie nach dem Filmdreh zurück erhalten haben und erzählt somit eine spannende Geschichte: „wie eine Uhr einer kleinen unabhängigen Uhrmachermarke aus Deutschland nach Hollywood kam… „

Nun hoffen wir auf ein Happy End!

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